Intimität und Nationalstaatlichkeit, Innen und Außen, Virtualität und roher Materialität, Berührung und Abstoßung.
Meine künstlerische Arbeit beginnt in Bewegung zwischen diesen Binaritäten.
Mich interessieren liminale Räume, Potentiale des Dazwischen,
aber auch Überschneidungen und Unvereinbarkeiten.
Die Erfahrung der eigenen Körperlichkeit, dessen Permeabilität, Vulnerabilität und Stärke.
Orte, an denen Grenzüberschreitungen, Gewalt und Machtverhältnisse eingeschrieben sind und auf Körper wirken, Körper hervorbringen.
Die Systeme, Mechanismen und Muster von Macht, Gewalt und Aneignung möchte meine Praxis offenzulegen
und durch künstlerische, diskursive und körperliche Praktiken durchqueren,
um neue, andere Potentiale und Formen des Seins und Zusammen-Seins zu ermöglichen.
fluid transitions
Zeichnung, Banner, Plastik, Publikation, Workshop
2023
Ein Zyklus an Arbeiten zum Thema „Ufer“, alslgeographischer, geo-politischer, körperlicher, zwischen-mehr-als-menschlicher, metaphorischer, und innerlicher Raum.
Als liminaler Raum, zwischen Land und Wasser, ist es ein transitorischer, queerer Raum. Das Ufer ist auch der Ort, an dem sich Prozess und Form treffen. Und so ist es
auch eine Metapher für die künstlerische Arbeit, die aus dem Prozess in die Kontur und Entscheidung einer dezidierten Form findet, Mittlerin ist, neue Prozesse anregt.
Der künstlerische Prozess wurde begleitet von einer Reihe an Treffen am Ufer und Somatische Bewegungs Arbeit als kollektive Praxis der künstlerischen Recherche.
Zur Arbeit erschien eine Publikation, gestaltet von Carla Laumann, die methodische Zugänge, inhaltliche Überlegungen und Dokumentation der künstlerischen
Arbeit und Prozess eröffnet.
Holzbank, 120 x 40 x 60 cm
TEARS AND LAUGHTER / I SEE YOU
zwei Keramik-Objekte
aus einer Reihe von 10
variable Größen
Aluminium
180 x 100 cm (Detail)
Aluminium
180 x 100 cm
Die Membran-Ufer-Grenze
zwischen white cube und Rotlicht-Viertel
Tag / Nacht
HD Video, 16:9, 7:40 Minuten, 2022
Vor dem Kontext einer postkolonialen Befragung des ethnologischen Museums und den dort praktizierten Formen von Aneignung und Wissensproduktion, nimmt der Kurzfilm den Prozess der fotografischen Dokumentation der ethnologischen Objekte unter die Lupe und re-inszeniert diesen spekulativ.
Nicht nur Szenen der Inszenierung werden gezeigt, sondern auch deren Konstruktion. So legt der Film z.B. Umbauten des Fotostudios als Teil der Gesamtchoreographie offen.
Der ursprüngliche Bildausschnitt wird um den Kontext erweitert. „Neutrale“ Bilder gibt es nicht- wie tragen bestimmte Bildregime dazu bei, den aufgeladenen Kontext ihrer Subjekte zu neutralisieren?
mit Mira Reeh
Video 16:9, 11:11 Minuten
Jerusalem, 2020
Eine Fahrt an die Grenze zu Gaza im Sommer 2020. Wir, deutsche Touristinnen und Künstlerinnen, fahren, wir wollen begreifen, in dem wir körperlich die Dissoziation zwischen Geographie und Entfernung erfahren und lösen wollen, sowohl im körperlich-räumlichen Sinne, als auch im politisch-ethischen. Was sich als Roadmovie zu etablieren versucht legt dann die Problematik der Geste offen. Das Begreifen wollen – einen Begriff formen wollen- untersuchen wir hier als gewaltvolles Moment, das den anderen festschreibt
und reduziert, die Achsen der Macht, nutzt. Die ästhetische Bearbeitung eines 3D-animierten Objekts ist eine ästhesche Verbindung zu Militärtechnologien und
militärischen Strategien.
Diese Arbeit hat gemeinsam mit “The State of the Horse”
2020 den Akademiepreis der ABK Stuttgart gewonnen.
Video 16:9, 09:46 Minuten
Jerusalem, 2020
The State of the Horse leiht den Körper des Pferdes, zwei Menschen improvisieren ihn mit Pappmaché-Maske, und lässt ihn durch die Landschaft der Ostjerusalemer Wüstenhügel wandern. Diese Landschaft ist durch Ansprüche zum Territorium geworden. Der Film-Ort Mount Scopus ist ein Hügel direkt an der Grenzmauer zwischen Ostjerusalem und der West-Bank, der unterhalb einer Militärbasis und der Kunstakademie liegt. Direkt an dieses Gebiet grenzt der Ostjerusalemer Stadtteil Issawiya an,
dessen Bewohner starker staatlicher Gewalt ausgesetzt sind. Im Film sehen wir die Pferde im eng begrenzten Terrain in Issawiya spielen, während ein veränderter Text zur Deutschlandhymne unser Unvermögen anklagt, uns zur gesehenen Gewalt ethisch und handelnd zu verhalten.
(perpetual gaze and silence / perpetual violence // ethical speculation / voyeurist pleasure / aus dem Voice-Over).
Diese Arbeit hat gemeinsam mit “Visuelle Besatzung”
2020 den Akademiepreis der ABK Stuttgart gewonnen.
Eine Deutsch-Deutsche Landschaft
Video 16:9, 29:00 Minuten
Entlang der inner-deutschen Grenze, 2022
Eine filmische Reise entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze, ästhetische Untersuchung des Grenzlands.
Heute ist der ehemalige Todesstreifen ein grüner Gürtel, Biosphärenschutzgebiet: Lebensraum Todesstreifen. Es wächst Grad über die Sache.
Die Narrative der Trennung und Wiedervereinigung legen sich wie ein Teppich auf den Grenzstreifens, manifestieren sich im Film mit der Landschaft, in der und aus der
heraus sie entstanden sind. Die politischen und sozialen Differenzen der west- und ostdeutschen Bundesstaaten lassen darauf schließen, dass die Grenze auch nach ihrer Renaturierung fortbesteht. Ein Ehe-Paar nah an der Grenze im Harz erzählt von der amerikanischen Touristin, die drei Jahre in ihrem Haus ein Zimmer mietete, ohne
zu erzählen, dass sei ein Buch über die Grenze schreibe. „Worthülsen“ sei aus dem Buch geworden. Vielleicht haben die beiden ja auch keine Lust, sich
mit einer Touristin aus dem „Westen“ zu unterhalten, die es wahrscheinlich wieder falsch verstehen wird.
Diese Arbeit wurde gefördert von der LBBW-Stiftung und dem Kulturamt der Stadt Stuttgart
Fotografie, Inkjet-Print, 55 x 70 cm,
Text, Papierstapel, Inkjet-Print auf
Kopierpapier, 21 x 29,7 cm
Arbeitsgericht Stuttgart
2022
Beginnend mit dem Wunsch, eine regional und persönlich verwurzelte kulturelle Praxis, die des Krautstampfens, als gemeinschaftliche körperliche Tätigkeit in einem Workshop für die Beschäftigten des Arbeitsgerichts anzubieten; mit den Arbeitenden an dem Ort, an dem über Arbeit gerichtet wird, zu arbeiten und ins Gespräch zu kommen.
Danach sollen Milchsäurebakterien die Arbeit für uns übernehmen und das gestampfte Kraut über die Ausstellungsdauer hinweg fermentieren.
Der Workshop wird wegen Bedenken, eine solche Tätigkeit in den Räumlichkeiten des Arbeitsgerichts könnte die „Amtswürde“ verletzen, nicht erlaubt.
Die anschließende entwickelte Installation aus gerahmter Fotografie, an der Wand lehnend, und Text auf Kopierpapier als Papierstapel nimmt Bezug auf diese Entwicklung
und die Hintergründe der Ausgangsidee.
kuratiert von Ülkü Süngün